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Das wohl bekannteste Werk von Ulrich Barnickel steht an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, in der Nähe der Gedenkstätte “Point Alpha” bei Geisa in der Rhön und ist ein eigenständiger Versuch der Aufarbeitung der leidvollen deutschen Geschichte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Doch nicht nur in Fulda und Umgebung, sondern weltweit – an mittlerweile knapp 200 Orten – können im öffentlichen Raum und Museen dem Werk von Ulrich Barnickel betrachtet werden.

In wenigen Worten und doch sehr überzeugend erfasste die Erfurter Kunsthistorikerin Dr. Ingrid Maut die Grundprinzipien seines Werks:

„Künstlerisches Schaffen bedeutet für Ulrich Barnickel vor allem Denken und Arbeiten mit Eisen und Stahl. Wie kaum ein anderer kennt er die Möglichkeiten und Grenzen des Materials als bildnerisches Gestaltungsmittel. …Ihn reizt die enorme Stabilität des Materials, die selbst bei relativ kleiner Standfläche vergleichsweise große Spannweiten im Raum aushält. Bearbeitungs- und Arbeitsspuren werden nicht getilgt, sondern entwickeln sich zu einer spezifischen Oberflächenstruktur. Das Fragmentarische wird zum Gestaltungsprinzip. … Kompaktheit und Fragilität bilden die Pole ihrer körperlichen Präsenz und gelten als Metapher des Widerspruchs für menschliche Existenz ...“

Das prozesshafte, ein besonders wichtige Aspekt der Arbeiten von Ulrich Barnickel, betont in einem Aufsatz Prof. Dr. Karl Schawelka von der Bauhaus Universität Weimar:

„Ulrich Barnickel gewinnt dem Prozess … anthropomorphisierende Gestaltungen ab, die aus dem Herstellungsprozess nicht ohne weiteres hervorgehen, sondern in einer gewissen Spannung zu ihm stehen, eine Spannung zwischen ablesbarer, ehrlicher Herstellung, der er die Hauptaussage seiner Werke anvertraut und der dennoch erzielten Zartheit der Empfindung... Mit Eisen muss ein Volumen eher umschreibend geschaffen werden, weshalb das Thema der positiven und negativen Räume, das Barnickel stets am Herzen liegt, hier besonders zum Tragen kommt. In den Vorder- und Rückseiten seiner Werke, die stets zusammen gesehen werden müssen, thematisiert er diese Verhältnisse. …Statt weicher, pulsierender, nachgiebiger Haut, …finden wir bei ihm befleckte, an Feuer gemahnende Schwärze, abgeplatzte Farbreste oder Rost, wenn nicht gar gewaltsame mechanische Einwirkungen. … Es geht Barnickel nicht um Nachahmung, sondern um einfühlbare, vom Körper abgeleitete Metaphorik. …. Die alten Menschheitsfragen: Wer sind wir, woher kommen wir, was heißt es, ein Mensch zu sein, wozu sind wir hier, denen wir eben auch in prähistorischen Sammlungen nachsinnen, beantwortet er auf seine Weise und für unsere Zeit. …“

… auch der Künstler formuliert eigene Gedanken, die den Zugang zu seinem Werk zu erleichtern suchen:

Es geht mir weder um die Adaption von Formmotiven, die Übersetzung von bestimmten, eventuell bereits existierenden Formen in die eigene Formensprache noch das rein handwerkliche Wiederholen von nach dem Modell gefertigten Formen. Wichtig ist mir die Spontanität im Arbeitsprozess mit ihren zeitimmanenten Strukturen, zeitgleich die Beobachtung sowie Nutzbarmachung der eigenen Arbeitsmethode für den gestalterischen Bereich.

Das Sichtbarmachen des Arbeitsprozesses bringt wesentliche Momente zu Tage, die eine neue Art Gestaltung demonstrieren, wenn ganze Prozesse einfließen. Auf dem Gebiet der Metallplastik können Abdrücke, Abrisse bzw. Abscherungen, Verbindungsstellen sowie Brenn- und Schweißnähte z.B. als Spuren und als Sinnbild des Gewesenen verstanden werden. Nicht die Erscheinung eines Objektes an sich ist interessant, sondern die Veränderung, die es während des Arbeitsprozesses erfuhr.

https://www.ulrich-barnickel.de