B. E. R. N.
Peter Henryk Blum – Oliver Estavillo – Jens Rausch – Jörg Nemela
Ausstellung B. E. R. N. in der Galerie & Kabinett
Simpliziusbrunnen 17, 36037 Fulda
24. Oktober bis 12. Dezember 2025
Vernissage Freitag, 24. Oktober 17 Uhr
Peter
Peter Henryk Blum wurde am 8. Oktober 1964 in Elbing (Polen) geboren. Nach der Ausreise mit den Eltern nach Deutschland wuchs er in Fulda auf, wo sein Onkel Jürgen Blum als Künstler große Aktivitäten entwickelte. Nach dem Abitur studierte er an der Kunsthochschule Kassel bei Kurt Haug und wurde nach seinem Diplom 1991 Stipendiat der Kunststation Kleinsassen. So blieb Fulda auch für die Zukunft seine „Heimat“. Er lebt und arbeitet in seinem Atelier in fränkischen Motten, aber nur wenige Kilometer von Fulda entfernt.
Die Kunst des Peter Henryk Blum wurzelt tief in der Zeichnung. Das lineare Gerüst seiner Bildstrukturen ist immer präsent. … Hinter den manchmal an Fotorealismus gemahnenden zweidimensionalen Gebilden verbergen sich verschlüsselte Botschaften. Es sind philosophische Versuche, die die Menschen – selten Landschaften oder Gegenstände – in einer einmaligen Art und Weise definieren; … Die scheinbar statische Welt seiner Bilder ist aber in ihrem innersten Wesen vollkommen aufgewühlt. Die Gesichten und Gestalten sind tiefenpsychologische Studien. Auch seine Motive entnimmt er, oberflächig betrachtet, einer zumindest nicht alltäglichen Welt. So wirkt seine Kunst manchmal ein wenig caravaggesk. … Seine perfekten, kühl-distanzierten, surrealen Bildwelten sind abstrakt. Sie gehen weit über ihre Oberflächenstrukturen hinaus!
Oliver
Oliver Estavillo wurde als Sohn eines US-Amerikaners und einer deutschen Mutter 1964 in Fulda geboren. 1986 zog er nach München, wo er länger als 30 Jahre; dort formte sich sein Stil und dort entstand der Großteil seiner Bilder. 2017 kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Seine Jugend war von äußerer Not bestimmt, doch trotz dieser Widrigkeiten hat er schon als Junge ohne Anleitung und Vorbild, aber mit außergewöhnlicher Phantasie und Begabung gezeichnet und gemalt. Auch seinen künstlerischen Weg hat er allein gefunden, ohne jegliche Förderung, ohne Lehrer oder unmittelbares Vorbild, ist er seinen Weg alleine gegangen und blieb sich bis heute treu!
Die expressiv-surreale Malerei von Oliver Estavillo blieb in Fulda, auch wenn er bis vor kurzem in „fernem“ München lebte, nicht unbekannt. Seine Gemälde bilden eine breite Palette von aktuell-sozialkritischen Themen: Tod, Gewalt, Bedrohung. Ihre Titel: MINOTAURENSAUNA, CRAZY PHARAOS, VOM ZAUBER DES MITTELALTERS, TODESTANZSCHULE, BÄNKERVERBRENNUNG oder ANDROIDEN suggerieren die gewollten Assoziationen, die von der Mythologie, über Mittelalter bis zur Tagespolitik reichen. Ein Drama im großen Theater, inszeniert von Oliver Estavillo! Seine rätselhaften Gestalten, statisch oder bewegt, sind echte Protagonisten und der Künstler reiht sie in seiner Erzählung; Homers Welten, die Odysseus umsegelte, das Inferno Dantes, Shakespeares Geister aus dem Sommernachtstraum oder Hieronymus Boschs Träume, die können wir noch verstehen?
... tangiert aber der Weltentwurf Estavillos auch noch unseres Dasein, jenes verzerrtes Abbild unserer Realität, das aus hemmungslos entstellter, menschlicher und anthropomorpher Formen bestehend, uns präsentiert wird? Formal gesehen, wird unter großem Einsatz aufgedonnert, von einer grellen Farbpalette die bis zur Blattgoldauflagen und nicht mit Kraft und Durchsetzung gespart, wie beispielsweise bei den DIVEN, die im Goldenen Karpfen über dem roten Sofa hängen. So zeigt und Oliver Estavillo, durchsetzt von feinsinnigen motivischen Anspielungen aus dem Gedankengut der Weltkultur sein neues Pandämonium.
Jens
Jens Rausch wurde 1976 in Fulda geboren, wofür lediglich der Standort der Geburtsklinik, die seine Mutter aufsuchte, die belanglose Ursache als verantwortlich gilt, denn er stammt aus dem benachbarten Schlitz, einer ehemaligen Residenz der gleichnamigen Grafschaft, einem kleinen Städtchen, das zunächst für seine Sozialisation verantwortlich war. Erst 1993 kam er nach Fulda, um hier zunächst an der Fachoberschule für Gestaltung und anschließend bis 2000 Sozialpädagogik an der hiesigen Hochschule zu studieren. Rausch, der 1996 seine erste Ausstellung zusammen mit Michael Wahl im Rathaus in Schlitz feiern durfte, widmete sich aber zunächst helfend der „Kunst von Anderen“ und tat dies mit großer Begeisterung ein Jahrzehnt lang hauptberuflich, ohne wirklich seine Berufung zur Kunst aufzugeben. In Hamburg verbrachte er die längsten Jahre seiner künstlerischen Laufbahn, bevor er vor wenigen Jahren nach Schlitz zurück gefunden hatte, wo er auch heute noch lebt und arbeitet.
„Mimesis und Konstruktion“ sind die prägenden Elemente Jens Rauschs Kunstwelt, die aus der Wirklichkeit Dinge bezieht, um sie auf besondere Weise und andersartig zusammenzufügen und erschafft völlig neue Gebilde, in der das Fragment dem Ganzen sich nicht mehr unterzuordnen braucht. Die Großartigkeit dieser Kunst besteht, gesellschaftskritisch gesehen, in dem Versuch, folgen wir hier Theodor W. Adorno, das Fragmentarische, das Individuelle nicht dem Gesetz des Ganzen zu opfern.
Farbe ist für Jens Rausch ein Fremdwort; … und trotzdem oder gerade deshalb entfalten seine „Gebilde“ – es sind mehr Reliefs als Gemälde – eine unheimlich starke Wirkung, die auch auf ihre Farbigkeit zurück geht. Er verwendet keine künstlichen Pigmente, sondern überlässt seinen Bilder Materialien, die natürlichen Kreisläufen entstammen: Bitumen, Asche, Gips, Kalk, Marmormehl, Eisen- und Kupferoxide, ja sogar Sonnenblumenkerne und kalkuliert in seinen künstlerischen Prozess sogar den Zeitfaktor, sowohl im Sinne der Rezeption der Materialgeschichte als auch eine Antizipation der ihrer Fortentwicklung in den geschaffenen Werken. … auch innerhalb des Entstehungsprozesses geht er auf das Material, seine Verformung im Zeitablauf ein und bejaht so gelegentlich den Zufall bei der Formwerdung, die dann in einer Dialektik zwischen Akzeptanz und Re-Aktion des Künstlers mündet.
Jörg
Jörg Nemela kam am 29. Oktober 1975 in Fulda zur Welt und wuchs in Schlüchtern in wohlbehüteten Verhältnissen auf; und doch hat sich seine künstlerische Laufbahn in langsamen und vorsichtigen Schritten entwickelt. Mit 25 Jahren schloss er seine erste Ausbildung zum Goldschmied ab und übte anschließend diesen Beruf erfolgreich aus. Auch wenn Jörg Nemela mit seiner kunsthandwerklichen Arbeit durchaus hätte zufrieden sein können, füllte ihn diese nicht aus. Es musste weiterkommen! Ein Studium an der Pforzheimer Hochschule für Gestaltung begann er 2006 und nach einem Jahr wechselte er an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste nach Karlsruhe. Er begann hier das Studium der Malerei in der Klasse von Prof. Erwin Gross. Nach einer Auszeichnung mit dem Akademiepreis, die er 2012 erhalten hatte, wurde er 2012/13 Meisterschüler bei Prof. Erwin Gross und beendete nun mit Erfolg seine Ausbildung. Noch während des Studiums nahm er an zahlreichen Ausstellungen seiner Kunstakademie teil, von denen wohl die bedeutendste die Diplom -ausstellung „Full Frontal Obscurity“ gewesen sein dürfte. Nach dem Studienabschluss begann dann die Arbeit in seinen Ateliers in Schlüchtern und Berlin, aber auch zahlreiche längere Studienreisen, die einem künstlerischen und interkulturellen Austausch dienten und die ihn meist in die Kulturzentren des Fernen Ostens führten. In der nächsten Zukunft plant der Künstler sein Atelier nach Fulda zu verlegen.
Jörg Nemela hat bereits während seines Studiums eine künstlerische Ausdrucksform gefunden, die einfache Strukturen und geometrische Gebilde an den Anfang des Prozesses stellt, um sie mittels eigener Formensprache und Maltechniken zu verfremden und neu entstehen zu lassen. Verbildlichung von Eindrücken, ihre erneute Verformung und Strukturierung in einem künstlerischen Prozess kennzeichnen sein Streben, das umfassende „Ganze“ in einem Bild – gleich „Fragment“ – zu bannen, auch wenn er letztlich bemüht ist, seine zweidimensionalen Gebilde in den umgebenden Raum wirken zu lassen, die durch Material und Technik gesetzten Rahmen zu sprengen, um in die dritte Dimension vorzudringen. Er Künstler formulierte das mit folgenden Worten: „Die Auseinandersetzung mit Fläche und Raum sowie architektonische Prinzipien dienen mir als Vorlage. Auch die Farbgebung und die Art des Farbauftrages spielen eine entscheidende Rolle in meinen Arbeiten. So variiert das Farbspiel der gewählten Palette auch innerhalb eines Farbtons, wodurch Farben und Formen in Bewegung oder Vibration versetzt werden. Meistens spachtele ich dann mit eingefärbter Spachtelmasse über einzelne Formen, selektive Bildbereiche oder das gesamte Bild, in letzterem Fall auch über den Rand des Bildträgers hinaus. Die an den Rändern amorph ausgetrocknete Farbe bildet somit einen Gegenpol zur strengen Ordnung des Rasters, dessen starre Form gelockert wird. Die Bilder können dadurch auch als Ausschnitt von etwas Größerem betrachtet werden, dass über die Grenzen des Bildes hinausgeht und dessen Reichweite und Expansion in den Raum unbestimmt fortgedacht werden kann.“
Öffnungszeiten: Mi. bis Fr. 10 - 12 und 17 - 18 Uhr
Sie können aber, auch außerhalb der Öffnungszeiten, schriftlich (per email: galerie-kabinett@web.de)
bzw. telefonisch (unter der Nummer +49 163 9278018) einen Termin vereinbaren. Danke!
