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die kunstszene fuldas im 20. Jahrhundert


das projekt

Die Betrachtung beginnt im 19. Jahrhundert, als die damaligen deutschen Kunstakademien in der Sommerfrische Kleinsassen an der Milseburg die Pleinairmalerei pflegten. Eine kleine Künstlerkolonie, aber die Wirkung auf die ländlich geprägte „Provinzstadt“ war sehr mächtig, denn bis zur Mitte des folgenden Jahrhunderts blieb hier die Landschaftsmalerei bestimmend.Die Ausstellungen des Fuldaer Kunstvereins in der Zeit zwischen den Weltkriegen, über dessen Tätigkeit die unbebilderten Kataloge zumindest eine vage Vorstellung erlauben, zeigt den Zustand der hiesigen Kunstszene und ihrer Prägung durch die traditionelle Kunst der Vergangenheit. So spiegelt diese Situation auch den allgemeinen Charakter der damaligen Stadt Fulda recht genau wider, zumal die nationalistische Herrschaft andere Entwicklungen ohnehin abgewürgt hatte, es blieben die Angepassten und die “Entarteten” mussten weichen.Nach dem Krieg kam der Aufbau; es kamen in die Stadt Tausende Neubürger aus Tschechien und Schlesien; Fulda sollte offener, moderner werden! Erstaunlich bleibt, dass die Kunstszene hier den Anfang markierte: Rudolf Kubesch und die Ausstellung der Gruppe ZEN 1949, später Karlfried Staubach und der Junge Kunstkreis, Franz Erhard Walther! ... auch die allererste Ausstellung von Gerhard Richter wird 1962 in Fulda, in der Galerie Junge Kunst, veranstaltet. Mit dem Weggang Walthers nach New York 1967 erstarrt auch diese Bewegung und alle Versuche (Jürgen Blum), den Anschluss zur nationalen Kunstszene wiederherzustellen, sind letztlich ohne Erfolg geblieben.


akt II – Milseburg über alles … – Die „Fuldaer“ Landschaftsmaler um Julius von Kreyfelt

Im Jahr 1887 übernahm der Düsseldorfer Julius von Kreyfelt (1863–1947), der sich schon in der Vergangenheit öfter in der Rhön aufgehalten hatte, die Rolle des verstorbenen „Gründers“ der Künstlerkolonie Kleinsassen, Edmund Voiges, indem er – nach alter Handwerkstradition – dessen Witwe heiratete und sich nun dauerhaft in dem Rhöner Dorf niederließ. Von Kreyfelt hatte vor allem durch die Aufnahme eigener Schüler für einen Auftrieb im Malerdorf gesorgt, sodass er sich 1901 gezwungen sah, sein überbelegtes Wohndomizil zu einem größeren benachbart gelegenen Hotel mit drei Ateliers auszubauen. Auf diese Weise konnte er seine Arbeit zunächst sowohl künstlerisch als auch wirtschaftlich erfolgreich fortsetzen.

Mit dem Ersten Weltkrieg, als die Landschaftsmalerei ohnehin ihre ehemalige Bedeutung eingebüßt hatte, ging die Zahl der Besucher der Künstlerkolonie Kleinsassen drastisch zurück. Die Sommerfrische verwandelte sich von einem nationalen Treffpunkt der Kunstakademien zu einem provinziellen Zentrum der Freilichtmalerei, in dem allein die Landschaftsmaler aus Fulda eine Rolle spielten. Zwar kamen auch jetzt vereinzelt noch Künstler aus der „Ferne“, die in der kargen Rhön Eindrücke für ihre Werke suchten, doch die Tage der ehemaligen „Künstlerkolonie“ waren zu dieser Zeit schon gezählt, auch wenn Julius von Kreyfelt noch bis in die frühen 1930er Jahre den Betrieb seines Malerhotels gerade noch aufrecht erhalten und in den Räumlichkeiten vor allem seine Bilder den Fuldaer Besuchern zum Verkauf anbieten konnte.Während von Kreyfelt – mit seiner vom deutschen Impressionismus beeinflussten Landschaftsmalerei – die Fuldaer Kunstszene anfangs noch allein beherrschte, konkurrierten mit ihm seit den ersten Jahrzehnten weitere Künstlerpersönlichkeiten, allen voran die beiden Kunstlehrer Pedro Schmiegelow aus Hamburg und Nikolaus Kleineberg aus Kassel, sowie der exzentrische Fritz Pfeiffer, die den Neoimpressionismus und den Expressionismus nach Fulda mitgebracht hatten.

Neben den exponierten Protagonisten der Landschaftsmalerei in Fulda, Schmiegelow und von Kreyfelt, versuchten sich auch jüngere Maler in dieser Gattung zum Teil noch nach 1950 auf dem lokalen Kunstmarkt zu etablieren, insbesondere Fritz Wolf und Albert Heinrich Kalb, und davor schon der Gastwirt und Sammler Gustav Iller sowie der Kirchenmaler Hugo Pfister. Eine besondere Rolle bei der Überwindung der stark in der Tradition verhafteten regionalen Landschaftsmalerei spielte der jüngste, sogar in Kleinsassen geborene Paul Klüber, der leider schon früh im Zweiten Weltkrieg gefallen ist.

Die in der Galerie ausgestellten “Fuldaer” Landschaftsmaler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Julius v. Kreyfelt (*19.07.1863 Düsseldorf - †17.03.1947 Kleinsassen)

Pedro Schmiegelow (*17.07.1863 Hamburg - †12.08.1943 Fulda)

Nikolaus Kleineberg (*18.12.1863 Günterode - †10.02.1946 Fulda)

Hugo Pfister (*21.04.1876 Riedlingen/Donau - †9.02.1968 Fulda)

Fritz Pfeiffer (*9.04.1878 Neuenberg/Fulda - †20.08.1953 Fulda)

Gustav Iller (*7.05.1879 Fulda – †29.03.1952 Bad Salzschlirf)

Fritz Wolf (*17.03.1891 Bodenheim - † 27.11.1961 Fulda)

Albert Heinrich Kalb (*30.04.1895 Fulda - † 24.10.1943 Fulda)

Christian Kalb (*17.01.1895 Kassel - † 4.01.1980 Giesel)

Fritz Bindewald (*10.09.1897 Charlottenburg - †18.12.1950 Würzburg)

Paul Klüber (*26.11.1904 Kleinsassen - † 1945 vermisst)


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